06.08.2023
Seit 35 Jahren bin ich nun mit dem Tennissport liiert. Klar hatten wir unsere Höhen und Tiefen und sogar eine kurze Trennungsphase mussten wir durchleben. Das lag aber nur an mir. Ich hatte mich verloren und völlig falsche Erwartungen an das Tennis gesetzt. Einfach zu viel erwartet, nein, nicht nur viel. Alles hatte ich erwartet, ohne selbst alles geben zu wollen in dieser Beziehung. Das kann nicht funktionieren. Ist aber nicht nur bei einer Beziehung mit dem Tennissport so, sondern auch in jeder anderen.
Mein Traum vom Tennisprofi war geplatzt, bevor er auch nur irgendwie greifbar war für mich. Und ich dachte zu diesem Zeitpunkt wirklich, ich hätte genug getan. Aber rückwirkend muss ich sagen: „Ich hatte keine Ahnung!“. Weder von dem Spiel an sich noch von dem rundherum. Im Nachhinein ist man immer schlauer. Klar, habe ich die gelbe Filzkugel halbwegs passabel über das Netz befördert, den ein oder anderen Erfolg gefeiert und durfte mich an ein paar regionalen Glückwünschen erfreuen. Aber verstanden hatte ich das Spiel Tennis in diesem Lebensabschnitt noch nicht. Nach der Trennung, nachdem ich 2,5 Jahre bewusst Abstand gesucht hatte zu diesem Sport, kam es Schritt für Schritt. Ich kann gar nicht mehr genau sagen wie, warum und wann? Es war ein schleichender Prozess. Ich habe Leute beobachtet, die etwas Federballartiges spielten, aber auf einem Tennisfeld. Und daneben stand meist einer der Anweisungen gab. Doch ich verstand weder warum diese Personen auf einem Tennisfeld Federball spielten, noch warum der Typ mit dem Shirt, auf dem „Coach“ stand, keine Anweisungen gab, um diesen Zustand zu unterbinden. So etwas sah ich wieder und wieder. Und wieder und wieder. Bis langsam so ein Gefühl in mir aufkeimte. Schließlich war ein Punkt erreicht, an dem ich mich nicht mehr zurückhalten konnte. Also musste ich einschreiten, um mir Erleichterung zu verschaffen. Das hat auch funktioniert. Und somit war der Weg geebnet und ich setzte wieder einen Fuß auf einen Tennisplatz. Nicht als Spieler, aber als Trainer. Die Beziehung entflammte wieder, aber dieses Mal auf eine ganz andere Art und Weise. Ich war bereit dafür so viel zu geben, wie ich erwarten würde. Das war eine Menge. Nicht alles, aber eine Menge. Ich begann endlich zu verstehen, dass Tennis mehr als ein Spiel ist. Das es so komplex und variantenreich ist wie kein anderer Ballsport. Es gibt so viele Möglichkeiten des Trainings, an Spielformen, an Spieltypen, an einfach allem, dass es ein ewiger Lernprozess sein wird und ich das Tennis niemals zu 100% beherrschen, verstehen oder erklären kann. Trotzdem kann mich keiner Abhalten dies zu versuchen und mich ständig weiterzuentwickeln.
Die Liebe zu diesem Spiel, das so unfassbar viele Aspekte beinhaltet, hatte mich also wieder gepackt. Und sie hält bis heute. Vom Spieler – zum Trainer – zum? Schauen wir, wo es hingeht. Die Entwicklung geht weiter und ich spiele mittlerweile sogar selbst wieder. Der Unterschied zu damals ist allerdings, ich spiele heute mit Freude, mit positiver Leidenschaft, mit Demut. Denn mittlerweile weiß ich, ich werde das Tennis niemals zu 100% beherrschen, es ist eben mehr als nur ein Spiel!